Großer Erfolg für humanistää! beim Berliner Theatertreffen 2022
Alfred-Kerr-Darstellerpreis 2022 geht an Volkstheater-Ensemblemitglied Samouil Stoyanov
Der diesjährige Alfred-Kerr-Darstellerpreis geht an Volkstheater-Ensemblemitglied Samouil Stoyanov für seine schauspielerische Leistung in der Inszenierung „humanistää!“ in der Regie von Claudia Bauer.
Schauspielerin Valery Tscheplanowa, Jurorin des diesjährigen Alfred-Kerr-Darstellerpreises, traf ihre Entscheidung nach Besuch der zehn zum 59. Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen.
Aus der Laudatio der Jurorin Valery Tscheplanowa:
„Und dann war da humanistää!. Ein Menschengedicht voller Schmerzwitz und Sprachtanz und ein Ensemble, dem ich in Gänze gern die Penunsen vom Kerr-Preis überweisen würde. Aber es gibt ihn: den Unterschied.
Samouil Stoyanov, was für ein Klumpen Präzision und Grazie. Gleich am Anfang, da war er noch mit einer Maske verdeckt, fragte ich mich, wer tanzt da so kampfbereit Sprache. Dann folgte viel gute Ensemblearbeit und dann sein großer Monolog, und Samouil Stoyanov macht aus Ernst Jandls klugen kargen Sätzen einen nachdenklichen Kraftakt, schwitzt die Sprache und lässt mit dem Weglassen des Wortes „Dritter“ unser Blut gefrieren. Ich dachte nur lieber Himmel, lass ihn nicht 50 sein, denn von 5 bis 50 hatte ich in diesem erstaunlichen Wesen alle möglichen Alter, Geschlechter und Figuren umhergehen gesehen. Nach dem Schlussapplaus also schnell auf die Straße und googeln, Samouil Stoyanov 33, Bingo, der Kerr-Preis 2022 geht an Samouil Stoyanov!“
Hier geht’s zur ganzen Laudatio.
Der Alfred-Kerr-Darstellerpreis wurde 1991 zur Erinnerung an den Berliner Theaterkritiker Alfred Kerr von seinen Kindern Judith und Michael Kerr gemeinsam mit der Pressestiftung Tagesspiegel und den Berliner Festspielen/Theatertreffen ins Leben gerufen und würdigt seither die herausragende Leistung einer*s jungen Schauspieler*in in einer der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen
Samouil Stoyanov ist vor der Sommerpause noch in folgenden Inszenierungen zu sehen:
"Ein großer Theaterspaß." -Pressereaktionen aus Berlin
„… ein befreiender Abend, der einen in einer für das Theater schweren Zeit an dessen unverbrauchte Gründe erinnert.“ (Berliner Zeitung Online)
„Wie bei Ernst Jandls Lyrik versteht man auch bei dieser Arbeit am meisten, wenn man sie auf sich wirken lässt, wenn man genussvoll hinhört und hinsieht. Der Witz entsteht hier auf den falschen Fährten, und während man noch kopfschüttelnd lacht, hat man schon kapiert, dass dieser Nonsens keiner ist, sondern sehr viel von uns erzählt. »humanistäa!«, das heißt auch, dass wir uns, ohne den Humor zu verlieren, mit der menschlichen Stupidität konfrontieren lassen dürfen. (…) Selten bekommt man die Möglichkeit, so unterhaltsame, in ihrer unvergleichlichen Artistik einfach schöne Vorstellungen zu sehen, die hochtrabende intellektuelle Auseinandersetzungen und politischen Charakter nicht einfach nur behaupten. So macht Theater, man traut es sich kaum zu sagen, einfach Spaß, und etwas klüger geht man danach trotzdem nach Hause.“
(neues deutschland)
„Es ist eine große Wohltat, bei all dem so um Relevanz bemühten, angestrengten Theater unserer Tage einen solchen Sprachkünstler auf der Bühne zu erleben, der die vordergründige Relevanz überhaupt nicht nötig hat.“
(rbb Kulturradio)
„Die Regisseurin Claudia Bauer und ihr Ensemble vom Volkstheater Wien machen mit Ernst Jandl gute Laune in der Daseins- und Theaterdepression. Spielen hilft!“
(Berliner Zeitung)
„The single most astonishing show on a traditional stage is Claudia Bauer’s humanistää!, a surreal and dazzlingly inventive exploration of poetic and dramatic texts by the experimental Austrian writer Ernst Jandl. (…) Bauer is one of Germany’s leading directors, and she created this breathtaking theatrical immersion in Jandl’s playful linguistic cosmos at the Volkstheater in the poet’s native Vienna. (…) Bauer complements the torrent of highly musical texts with startling visuals and energetic performances that beautifully match the rhythm of Jandl’s sound poems. Eight actors perform vigorous and highly choreographed pantomimes and dances amid Patricia Talacko’s shape-shifting set, which is spectacularly lit by Paul Grilj. Throughout, Peer Baierlein’s propulsive music, performed live, accompanies the performers as both their bodies and their voices twist through Jandl’s linguistic games.“ (The New York Times)
„Dass Theater sogar Spaß machen kann, beweist Claudia Bauer mit ihrer furioser Liebeserklärung an Ernst Jandls Sprachspiele, eine Co-Alkoholiker-, Künstler- und Lebenskünstler-Komödie im Konjunktiv mit dem schönen Titel „humanistää!“. Schon für diesen tollen Abend hat sich der ganze Aufwand gelohnt.“ (Süddeutsche Zeitung)
3sat-Preis beim 59. Berliner Theatertreffen an Claudia Bauer verliehen
„’humanistää!‘ ist ein szenischer Reigen voller Mini-Dramen und großer Auftritte. Mittels eklektischen Zugriffs gelingt es Regisseurin Claudia Bauer, Ernst Jandls Idiom für die Bühne zu erwecken, so vielfältig wie theatertauglich.“, heißt es aus der Begründung der Jury.
„humanistää!“ ist die fulminante Wiederentdeckung eines zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Dichters. Claudia Bauer erinnert aber nicht nur Wien an seinen lieben Jandl, sie erinnert auch ans Jandls Bedeutung für die Literatur nach 1945 – und beweist mit „humanistää“ eindrucksvoll, dass zeitgenössisches Theater vieles zugleich sein kann und darf: einfühlsam und derb, tiefgründig und urkomisch, unterhaltsam und tragisch. Hier mischt ein ehemaliger Punk das Theater auf. Liebe Claudia Bauer, bitte weiter so! Herzliche Gratulation zum 3sat Theaterpreis.“, so Jurymitglied Petra Paterno in ihrer Laudatio anlässlich der Preisverleihung am 12. Mai im Berliner Festspielhaus.
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Fotos auf dieser Seite: © Piero Chiussi / Berliner Festspiele