Konzert 
V°TVolkstheater
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HEINER GOEBBELS: A HOUSE OF CALL

Konzert, Musiktheater/Performance in Koproduktion mit Wien Modern
Österreichische Erstaufführung / Einmalig im Volkstheater!
Sa
19.11.2022
21:00
1 Std.
45 Min.
34,- / 27,- / 19,-
Tickets
von Heiner Goebbels
mit Ensemble Modern Orchestra
A HOUSE OF CALL. MY IMAGINARY NOTEBOOK wurde in gleich zwei Kategorien mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik 2022 ausgezeichnet: Das Album gewann sowohl in der Jury „Zeitgenössische Musik“ als auch in der Jury „Grenzgänge“.

A HOUSE OF CALL. MY IMAGINARY NOTEBOOK. ist ein vierteiliger Zyklus mit Kompositionen, in denen das Ensemble Modern Orchestra auf Stimmen reagieren wird, die Heiner Goebbels in einem imaginären Notizbuch bewahrt hat; Stimmen, auf die er bei Projekten, Reisen, Begegnungen oder in Archiven – manchmal auch zufällig – gestoßen ist und die jetzt mit ihren eigenen Klängen und Sprachen wiederkehren und „den Ton angeben“: Dialoge, Beschwörungen, Gebete, Anrufungen, Aufrufe, Sprechakte oder Lieder. Es sind unverwechselbare, „eigentümliche“ Stimmen, die jetzt, meist zum ersten Mal, auf einer Konzertbühne zu Wort kommen. Die Musiker*innen des Orchesters antworten darauf, individuell oder kollektiv, wie der Chor in einem „Responsorium“: Sie kommentieren, unterbrechen, unterstützen und widersprechen.

„‚a prolonged visit to a house of call‘ – die Zeile findet sich bei James Joyce in FINNEGANS WAKE, auf Seite 41, unweit des onomatopoetischen ‚roaratorio‘, das dem Hörstück von John Cage den Namen geben sollte. Ein Hörstück, das mich nachhaltig geprägt hat, weil sich John Cage inmitten eines Stroms vieler Stimmen, Mesostichon für Mesostichon, durch die 628 Seiten des Romans liest – wie ein ‚gesungenes Schreiben der Sprache‘. So hat Roland Barthes die Rauheit (Körnung) der Stimme beschrieben und diese Rauheit – le grain de la voix – macht das Gemeinsame der Stimmen aus, die sich in meinem imaginären Notizbuch eingefunden haben.“ (Heiner Goebbels, 2020)

In vielen der Arbeiten von Heiner Goebbels spielt die An- ziehung abwesender, akusmatischer Stimmen eine wichtige Rolle; ob 1981 auf seiner ersten Single BERLIN KUDAMM 12.4.81 (1981), in der CHACONNE / KANTORLOOPS aus SURROGATE CITIES (1994), in der Performance STIFTERS DINGE (2007), der KlangInstallation GENKO-AN (2008ff.) oder in seinen Hörstücken. In A HOUSE OF CALL. werden die Stimmen zum ersten Mal zu Protagonisten eines ganzen Konzertes.

Kompositionsauftrag von Ensemble Modern, Berliner Festspiele/Musikfest Berlin, Kölner Philharmonie, beuys2021, Elbphilharmonie Hamburg, musica viva/Bayerischer Rundfunk, Wien Modern und Casa da Música | Ein Projekt im Rahmen von BTHVN 2020, gefördert durch die Beauftragte der Deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien | Produktion Wien Modern in Koproduktion mit dem Volkstheater.
Besetzung
mit 
Ensemble Modern Orchestra
Dirigent 
Vimbayi Kaziboni
Lichtregie 
Heiner Goebbels
Klangregie 
Norbert Ommer
Pressestimmen
„Das Licht erlischt. Und in der Nacht öffnet sich der eigentliche Raum dieser Komposition, zeitlich auf knapp zwei Stunden begrenzt, in seinen Bezügen aber ins Unendliche ausfasernd. [...] Dokumente aus seinem akustischen Notizbuch, die keine Summe ergeben, in der Addition aber jenes offene Netz von Bedeutungen bilden, in dem sich jeder mit der Kontingenz der eigenen Erfahrungen einzurichten hat.“ (Gregor Dotzauer, tagesspiegel)

„Aber was Goebbels daraus in seiner Orchestermusik macht, zeigt seine Meisterschaft ebenso wie seine Sensibilität gegenüber nicht-europäischen Klangkulturen.“ (Berthold Seliger, Neues Deutschland)

„Etwa Hundert Minuten Spielzeit ohne Pause. Das hat Dimensionen einer Symphonie von Gustav Mahler. Mit dem hat Goebbels nicht nur die Lust an der Vermischung von Stilen gemeinsam, sondern auch den Sinn für Dramaturgie. [...] Das neue Stück [...] zeigt hier eine politische Seite, die zum Phänomen Stimme gehört, wie Goebbels in seinem enzyklopädischen Ansatz behandelt. Eine Materialsammlung, soeben erschienen im neofelis Verlag, hält erhellende Informationen zu den Aufnahmen bereit und dazu, was der Komponist damit verbindet.“ (Clemens Haustein, FAZ)