von Annie Ernaux
Deutsch von Sonja Finck und für die Bühne bearbeitet von Matthias Seier
„Die Scham ist die letzte Wahrheit. Sie vereint das Mädchen von damals mit der Frau, die dies gerade jetzt schreibt.“ (Annie Ernaux)
„Namenlose, schwer erträgliche Dinge, nicht nur aus dem sozialen Bereich, wurden leichter, wenn sie jemand benannte und beschrieb.“
Die Schriftstellerin Annie Ernaux rekonstruiert einen Vorfall aus ihrer Kindheit. An einem Junisonntag im Jahr 1952 bedroht der Vater nach einem Streit am Mittagstisch plötzlich die Mutter mit einem Beil. Vierzig Jahre später nimmt Ernaux dieses traumatische Ereignis zum Anlass, ihre eigene Biografie zu rekonstruieren. Sie sichtet damalige Lokalzeitungen, beschreibt Fotos ihrer Jugend, befragt ihr eigenes Gedächtnis und beginnt so eine „Ethnologie ihrer selbst“: Ihre Herkunft als Tochter einfacher Leute, ihre Kindheit und Jugend in der nordfranzösischen Provinz, die strenge katholische Mädchenschule und dagegen das ländliche, simple Milieu ihrer Eltern. Die Diskrepanz zwischen den alten Verhältnissen und dem drängenden Wunsch nach sozialem Aufstieg. Die Scham, die Verleugnung, die Verdrängung. Und als zentraler Auslöser des Rekonstruktionsprozesses dieser eine Moment der Gewalt, in dem das Leben eine neue Wendung erfährt und nichts mehr so ist wie zuvor.
Mit nüchterner, glasklarer Sprache und einem unermesslich scharfen Erinnerungsvermögen seziert Annie Ernaux ihr schwieriges Verhältnis zur eigenen Herkunft und das unauslöschliche Schamgefühl über ihre soziale Prägung. Ein Text voller Mut und Präzision – und gleichzeitig stets die Zweifel thematisierend, inwieweit ein Text überhaupt Zeugnis ablegen kann. Ernaux‘ Arbeiten gelten längst zu den stilbildenden Werken der gegenwärtigen Literatur, inspirierten Autoren wie Didier Eribon oder Edouard Louis, offenbaren trotz hochpersönlichem Inhalt immer auch universelle Wahrheiten.
Der Grazer Regisseur Ed. Hauswirth inszeniert diesen schonungslosen Bericht nun in der Dunkelkammer des Volkstheaters – ein Abend über die Kraft der Erinnerung, die Macht der Blicke, und die Bilder unseres Lebens.
„Namenlose, schwer erträgliche Dinge, nicht nur aus dem sozialen Bereich, wurden leichter, wenn sie jemand benannte und beschrieb.“
Die Schriftstellerin Annie Ernaux rekonstruiert einen Vorfall aus ihrer Kindheit. An einem Junisonntag im Jahr 1952 bedroht der Vater nach einem Streit am Mittagstisch plötzlich die Mutter mit einem Beil. Vierzig Jahre später nimmt Ernaux dieses traumatische Ereignis zum Anlass, ihre eigene Biografie zu rekonstruieren. Sie sichtet damalige Lokalzeitungen, beschreibt Fotos ihrer Jugend, befragt ihr eigenes Gedächtnis und beginnt so eine „Ethnologie ihrer selbst“: Ihre Herkunft als Tochter einfacher Leute, ihre Kindheit und Jugend in der nordfranzösischen Provinz, die strenge katholische Mädchenschule und dagegen das ländliche, simple Milieu ihrer Eltern. Die Diskrepanz zwischen den alten Verhältnissen und dem drängenden Wunsch nach sozialem Aufstieg. Die Scham, die Verleugnung, die Verdrängung. Und als zentraler Auslöser des Rekonstruktionsprozesses dieser eine Moment der Gewalt, in dem das Leben eine neue Wendung erfährt und nichts mehr so ist wie zuvor.
Mit nüchterner, glasklarer Sprache und einem unermesslich scharfen Erinnerungsvermögen seziert Annie Ernaux ihr schwieriges Verhältnis zur eigenen Herkunft und das unauslöschliche Schamgefühl über ihre soziale Prägung. Ein Text voller Mut und Präzision – und gleichzeitig stets die Zweifel thematisierend, inwieweit ein Text überhaupt Zeugnis ablegen kann. Ernaux‘ Arbeiten gelten längst zu den stilbildenden Werken der gegenwärtigen Literatur, inspirierten Autoren wie Didier Eribon oder Edouard Louis, offenbaren trotz hochpersönlichem Inhalt immer auch universelle Wahrheiten.
Der Grazer Regisseur Ed. Hauswirth inszeniert diesen schonungslosen Bericht nun in der Dunkelkammer des Volkstheaters – ein Abend über die Kraft der Erinnerung, die Macht der Blicke, und die Bilder unseres Lebens.
Besetzung
Live-Foto Installation
Regie und Bühne
Fotografie und Fotolabor
Kostüm
Musik und Sounddesign
Dramaturgie
Trailer
Pressestimmen
„Eine faszinierend leise Prosaerzählung auf der Bühne mit großer Wirkung.“ (Falter)
"Mit leiser Stimme setzt Friederike Tiefenbacher in ihrer Rolle an, hebt kaum den Blick, wenn sie über das Gewalttrauma berichtet, man spürt, wie sie sich in die Erinnerungen hereintastet. Die Konturen werden konkreter, es geht um Klassen, um Verletzungen, doch lässt es Tiefenbacher nie larmoyant werden. Die Darstellung bleibt bei aller persönlicher Beglaubigung eine Analyse. Tiefenbacher ist beeindruckend, allein schon, was die Textmenge anbelangt. Und beeindruckend, wie sie den Abend zu tragen versteht!" (Kronen Zeitung)
"Tiefenbachers Part ist dabei kein einfacher, resultierte die enge Orientierung an der Romanvorlage doch in einem rund 70-minütigen Monolog. Ihr intensives Spiel lässt sich - wohl auch aufgrund der Nähe des Publikums zum Geschehen in der kleinen Dunkelkammer - beinahe am eigenen Körper spüren. (...) Überhaupt darf der Spielort "Dunkelkammer" in 'Die Scham' als echte, durchgängig in rotes Licht getauchte Dunkelkammer fungieren, wodurch die Inszenierung vom Einblick in Ernauxs Schaffen erst zu einem besonderen Erlebnis wird." (Ines Garherr, APA)
"In seiner konzentrierten Umsetzung hielt sich der Grazer Regisseur Ed. Hauswirth penibel an die Übersetzung, er achtete zudem auf die äußeren Umstände. (...) Ergänzt wird die ca. 80-minütige Erinnerungsarbeit durch eine Performance, die aus der 'Dunkelkammer' tatsächlich eine macht: Die Fotografin Franzi Kreis projiziert mit dem Vergrößerungsapparat Porträts eines Mädchens, entstand mit einer analogen Mittelformatkamera, auf großformatiges Fotopapier - und lässt vor den Augen aller nur jene Teile sichtbar werden, die sie mit Entwicklerflüssigkeit bepinselt. Man schaut ihr fasziniert zu.
Vier von fünf Sternen. (Thomas Trenkler, Kurier)
"Die Inszenierung nimmt dem Buch nichts weg und fügt nichts hinzu - was nicht von Nachteil ist! Tiefenbacher interpretiert das Erinnerungspuzzle unaufgeregt, singt nur gelegentlich ein paar Takte eines Chansons. Und bringt so die nüchterne Sprache von Ernaux zum Tragen. Sukzessive rollt sie die Lebensverhältnisse und Konventionen der Kindheit auf. (...) Im Dunkeln erreicht die Inszenierung einen Höhepunkt: Tiefenbacher richtet einen Rotlichtscheinwerfer auf den Schnürboden - es geht um Ernaux' Zeit in der katholischen Privatschule, um das Verhältnis von Wissen und Religion." (Erwin Uhrmann, Die Presse)
"Dem Regisseur Ed. Hauswirth ist mit "Die Scham" eine äußerst interessante Inszenierung gelungen. Friederike Tiefenbacher berührt und überzeugt als authentische Ich-Erzählerin. Im Rahmen der Vorstellung werden die Bilder der Erinnerung durch eine spezielle Fototechnik von Franzi Kreis sichtbar gemacht. Auf eine einzigartige Art und Weise verschmelzen hier Literatur, Schauspiel sowie Fotografie." (Isabel Victoria, kunstreflektor.at)
"Mit leiser Stimme setzt Friederike Tiefenbacher in ihrer Rolle an, hebt kaum den Blick, wenn sie über das Gewalttrauma berichtet, man spürt, wie sie sich in die Erinnerungen hereintastet. Die Konturen werden konkreter, es geht um Klassen, um Verletzungen, doch lässt es Tiefenbacher nie larmoyant werden. Die Darstellung bleibt bei aller persönlicher Beglaubigung eine Analyse. Tiefenbacher ist beeindruckend, allein schon, was die Textmenge anbelangt. Und beeindruckend, wie sie den Abend zu tragen versteht!" (Kronen Zeitung)
"Tiefenbachers Part ist dabei kein einfacher, resultierte die enge Orientierung an der Romanvorlage doch in einem rund 70-minütigen Monolog. Ihr intensives Spiel lässt sich - wohl auch aufgrund der Nähe des Publikums zum Geschehen in der kleinen Dunkelkammer - beinahe am eigenen Körper spüren. (...) Überhaupt darf der Spielort "Dunkelkammer" in 'Die Scham' als echte, durchgängig in rotes Licht getauchte Dunkelkammer fungieren, wodurch die Inszenierung vom Einblick in Ernauxs Schaffen erst zu einem besonderen Erlebnis wird." (Ines Garherr, APA)
"In seiner konzentrierten Umsetzung hielt sich der Grazer Regisseur Ed. Hauswirth penibel an die Übersetzung, er achtete zudem auf die äußeren Umstände. (...) Ergänzt wird die ca. 80-minütige Erinnerungsarbeit durch eine Performance, die aus der 'Dunkelkammer' tatsächlich eine macht: Die Fotografin Franzi Kreis projiziert mit dem Vergrößerungsapparat Porträts eines Mädchens, entstand mit einer analogen Mittelformatkamera, auf großformatiges Fotopapier - und lässt vor den Augen aller nur jene Teile sichtbar werden, die sie mit Entwicklerflüssigkeit bepinselt. Man schaut ihr fasziniert zu.
Vier von fünf Sternen. (Thomas Trenkler, Kurier)
"Die Inszenierung nimmt dem Buch nichts weg und fügt nichts hinzu - was nicht von Nachteil ist! Tiefenbacher interpretiert das Erinnerungspuzzle unaufgeregt, singt nur gelegentlich ein paar Takte eines Chansons. Und bringt so die nüchterne Sprache von Ernaux zum Tragen. Sukzessive rollt sie die Lebensverhältnisse und Konventionen der Kindheit auf. (...) Im Dunkeln erreicht die Inszenierung einen Höhepunkt: Tiefenbacher richtet einen Rotlichtscheinwerfer auf den Schnürboden - es geht um Ernaux' Zeit in der katholischen Privatschule, um das Verhältnis von Wissen und Religion." (Erwin Uhrmann, Die Presse)
"Dem Regisseur Ed. Hauswirth ist mit "Die Scham" eine äußerst interessante Inszenierung gelungen. Friederike Tiefenbacher berührt und überzeugt als authentische Ich-Erzählerin. Im Rahmen der Vorstellung werden die Bilder der Erinnerung durch eine spezielle Fototechnik von Franzi Kreis sichtbar gemacht. Auf eine einzigartige Art und Weise verschmelzen hier Literatur, Schauspiel sowie Fotografie." (Isabel Victoria, kunstreflektor.at)
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20.09.2023
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Geschlossene Vorstellung für Landesinnung Wien der Berufsfotografie
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Mit tschechischen Übertiteln. / S českými titulky.
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